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Steven

Weihnachtsgeschenke
Steven am 09.12.2005 um 21:24

Heute hatte ich frei und weil meine Freundin arbeiten musste, bin ich allein los um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Wenigstens einmal will ich nicht am Heiligen Abend noch mal schnell losrennen, um panisch nach Geschenken zu suchen.
Leider hat das heute auch nicht besser geklappt als sonst. Bin stundenlang herumgeirrt um was zu finden, hatte aber überhaupt keine Idee was.
Vor drei Jahren hab ich es mir ganz einfach gemacht und in Namen meiner Familie gespendet. Fanden auch alle super. Nur nachdem klar war, dass es ansonsten von mir nichts mehr gab, war die Stimmung irgendwie im Arsch.
So etwas kann ich mir nicht noch einmal leisten.
Also hab ich mir erst einmal eine Liste gemacht, wenn ich alles was schenken muss.
Zuerst natürlich meiner Freundin. Das war einfach. Ich bin direkt zum Juwelier und hab mir dort jede Menge Schmuck zeigen lassen. Glücklicherweise hat meine Freundin im Bezug auf Schmuck keinen besonders anspruchsvollen Geschmack. Hauptsache echt Gold und mit vielen, vielen Diamanten besetzt. Hab auch gleich das Passende gefunden, nur leider hat mein Dispo dafür nicht gereicht. Ich hab dann eine Weißgoldkette genommen mit einem süßen Delfin. Dazu noch ein paar Kleinigkeiten und meine Schnecke wird glücklich sein.
Dann noch meine Eltern. Dad bekommt ein Ägyptenbuch und Ma ein Flasche Poisson so wie jedes Jahr. Nicht unbedingt originell, aber dafür kann ich die Zwei gleich mal von der Liste streichen.
Dann überlegte ich, ob meine Kumpels auch was bekommen sollten. Meine Freundin schenkt ihrer Freundinnen immer was. Aber Gott sei Dank, ist das ja bei echten Männern nicht so! Wenn ich anfangen würde, meinen Kumpel was zu schenken, denken die vielleicht noch ich bin schwul...
... Schwul? Oje, da ist ja noch Frank, der Arbeitskollege meiner Freundin. Ich würde ihn zwar nicht unbedingt zu meinen Freunden zählen, aber neulich zu Niklaus hat der mir den neuen Bildband von Paul Kidby geschenkt. Hat er extra für mich bestellt. Ich war total überrascht und wenn ich ehrlich bin, war das eins der besten Geschenke, die ich jemals bekommen habe. Genau nach dem Teil habe ich seit einer Ewigkeit gesucht. Woher wusste er das nur? Und zu Weihnachten haben wir ihn eingeladen, da wird er mir bestimmt auch was schenken. Oje-Oje-Oje!
Ich beschloß, mich erst einmal um die Familie zu kümmern. Meine Onkels und Tanten, Omas und Opas und der ganze Rest, kriegen ne? Karte, also ab zu Mc Paper.
Auf dem Weg dort hin, trampel ich beinahe so einen kleinen Schreihals um, der da rumsteht und nach seiner Mutter plärrt. Ich mich aber darn nicht weiter gestört und zu Mc Paper rein. Dort habe ich zirka hundert Weihnachtskarten gekauft. Die Göre plärrt immer noch.
Ich wieder raus und bleibe vor der Schaufensterscheibe stehen. Darin liegt so ein Maler-Set für Unfähige. Du weißt schon, Tagebuch, wo diese Felder darauf sind und man nur noch die Farbe einfügen muss. Und ich muss an meine ältere Schwester denken. Meiner Jüngerin hab ich ja bereits ein Computerspiel gekauft, doch für sie hatte ich noch nichts.
Nun muss ich gestehen, dass ich schon seit ich klein bin, immer versucht habe, meine ältere Schwester mit meinen Geschenken aufzuziehen. Nur leider klappt das nie.
Einmal hab ich ihr eine Handtasche mit so einem Kuhfellmuster gekauft um sie zu ärgern, heute ist die Kuhtasche ihre Lieblingsteil und sie schleppt sie überall mit herum. Verdammt, können Frauen eklig sein!
Sie wiederum schenkt mir immer irgendetwas selbst Gemachtes, seit ein paar Jahren sind es Bilder.
Das kann ich doch auch, denke ich. Okay, malen kann ich vielleicht nicht, meine Schwester allerdings auch nicht. Das geht also in Ordnung.
Das Balg neben mir schreit immer noch. Man müsste doch meinen, dass die irgendwann leiser werden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die werden immer lauter.
Ich dreh mich um, damit ich den verantwortlichen Erziehungsberechtigten einen finsteren Blick zu werfen kann.
Nur da war keiner, nur ein Haufen genervter Konsumenten, die den Kleinen, vielleicht war er zwei Jahre alt, angepisst ansahen.
Nen? paar Minuten sehe ich mich nach jemanden um, der sich für den Zwerg verantwortlich fühlt. Tut aber keiner. Alle laufen ganz schnell weg.
Keine so schlecht Idee, finde ich und will auch gehen. Natürlich tu ich das nicht.
Nicht will ich Kinder gern habe oder so. Nein, ich habe einfach keinen Bock tagelang mit einem schlechten Gewissen herumzulaufen.
Also schnapp ich mir den Stöpsel und schüttel ihn solange, bis er aufhörte rumzubrüllen. Das geht erstaunlich schnell. Kaum drücke ich ihn an meine Schulter, schon ist er ruhig. Ich warte, ob vielleicht doch noch jemand irgendwelche Besitzansprüche erhebt. Dann gehe ich zu der Verkäuferin im Mc Paper und sage ihr, dass ich den Kleinen zur Information bringe, falls seine Mutter nach ihm fragt.
Am Informationsschalter erkläre ich der Angestellten, was passiert ist und bekomme dafür ein bestürztes ?Ohhhhhhhhhh!? zu hören.
Ich setzte den kleinen Scheißer ab und sehe das etwas auf meinem neuen Mantel glänzt. Zuerst denke ich der Wurm hat mich angekotzt, aber es war nur Rotz und Babysabber. Mann, kann ich ein Glück haben!
Wir rufen über Lautsprecher die Eltern aus, doch erst mal passiert gar nichts. Plötzlich kommt mir der Gedanke, dass ich den Kleinen nicht mehr los werde. Und was mache ich dann? Fragte ich mich.
Heh, das ist doch nen? super Geschenk für Frank! Geht es mir durch den Kopf. Schwule haben doch Probleme Nachwuchs zu bekommen. Nur den Sabber abwischen und eine Schleife dran und der Krümel ist das perfekte Weihnachtsgeschenk.
Leider kam es nicht dazu. Plötzlich war die heulende Mutti da und reißt mein tolles Geschenk an sich. Zwei Polzisten sind auch dabei. Anscheinend hat die Mutti gedacht, jemand hätte ihr Kind geklaut oder sie hat es nur behauptet, weil sie nicht zu geben wollte, dass sie ihn verloren hatte.
Ich sah mich schon den ganzen Nachmittag auf der Wache und darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock. Unauffällig machte ich mich aus dem Staub.
Bekommt Frank halt ne?Flasche Wein oder so.

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