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Bat

Verbannte Bücher - Banned Books in den USA
Bat am 30.08.2011 um 09:03

Der ein oder andere wird von den "Banned Books" in den USA wahrscheinlich im Zusammenhang mit Harry Potter gehört haben.
Bücher, die in Schulen auf dem Lehrplan stehen oder auch nur in Schulbibliotheken oder öffentlichen Bibliotheken Kindern zur freien Verfügung stehen sorgen in den USA immer wieder für Unmut bei Eltern (manchmal auch bei besorgten Mitbürgern ohne eigene Kinder).

Ein kurzer, aktueller Artikel aus dem Spiegel ist hier zu finden.

Immer wieder fühlen sich Menschen durch Bücher diskriminiert und auch in Deutschland gibt es immer wieder Bücher, die Anstoß erregen. Bei uns sind es meistens politische Sachbücher, selten Romane. Ein Beispiel für ersteres: "Deutschland schafft sich ab" eins für zweiteres "Feuchtgebiete". Bei beidem gab es immer wieder Diskussionen darüber, ob Bibliotheken die anschaffen dürfen, sollen, müssen.

Nicht kaufen schreit direkt nach Zensur. Ein kaufen schreit immer nach unreflektiertem Berufsbild/Anschaffungsprofil. Also: Wie man machts, machts man verkehrt. Und rechtfertigen muss man sich in beiden Fällen.
Die Bibliothek in der ich arbeite hat beide Bücher im Bestand. "Feuchtgebiete" hat etwas länger gebraucht, bis wir es hatten, da gab es eine Meinung der verantwortlichen Bibliothekarin. Bei "Deutschland schafft sich ab" hab ich davon nichts mitbekommen. Das ist vielleicht auch unter die neue Regelung "Wir kaufen die ersten 10 Plätze der Bestseller-Liste automatisch" gefallen. (was eher unreflektiere Anschaffungspoliztik ist... und das in Zeiten knapper Kassen...)

Ich finde prinzipiell die Anschaffung dieser Bücher begüßenswert, da sie zum einen zur Meinungsbildung beitragen. Nur dürfen sie nicht als einzige anfgeschafft werden. Das gilt allerdings mehr für das Sachbuch. Dort muss es dann auch Gegendarstellungen geben. Und am betsen nciht versteckt im Regal, sondern direkt bei dem umstrittenen Buch. Gerne auch als Ausstellung, die das thematisiert. Vielleicht regt das ja auch eine Diskussion zwischen Lesern und verantwortlichen Bibliothekaren an. *

In den USA findet seit 1982 auf Bestreben der American Library Association (ALA) und verschiedener Buchhandelsgesellschaften die "Banned Books Week" statt. Dieses Jahr vom 24.09. bis 01.10. In dieser Zeit werden Bücher, die von verschiedenen Gemeinden, Staaten der USA verbannt wurden verstärkt ausgestellt, beworben und es finden auch Aktionen rund ums Thema statt. Die Büchereien beteiligen sich freiwillig und können sich selbst überlegen wie sie mitmachen.

Auch ein bibliothekarischer Webcomic, unshelved.com macht mit und zeigt in diesem Strip Link wie absurd manche Sachen doch sind.
___
*Ich hör schon alle Bibliotheklsmitarbeiter aufstöhnen: Diskussionen mit Lesern?! Leser, die sich in unsere Arbeit einmischen!? jaja, ich weiß: Dazu hat eh keiner Zeit... Aber für wen machen wir den Job eigentlich?

Kommentare

Bat schrieb am 28.08.2011 um 13:22:
Ich weiß nicht wieso der Link zum Spiegelartikel nicht vernünftig angezeigt wird. Hier nochmal der Versuch: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,780811,00.html
Librarian schrieb am 28.08.2011 um 23:41:
Aah, die Geschichte.
Anatol Stefanowitsch hat sie vor einiger Zeit schon richtig gestellt (und ist damit bei den 6vor9 von Bildblog gelandet).
<a href="http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/kultur/2011-08-17/sherlock-holmes-und-die-mormonen-von-virginia">Sherlock Holmes und die Mormonen von Virginia</a>

Standing Order der Bestsellerliste dürfe vor allem deshalb so weit verbreitet sein, weil Bücher, die dort landen, automatisch noch stärker gefragt werden. Und die Kosten für eventuelle Blindgänger macht man durch die gesparten Personalkosten (weil die Arbeitsstunden entweder komplett eingespart oder sinnvoller eingesetzt werden) wieder wett.
Feles schrieb am 28.08.2011 um 23:51:
Finde den Spiegel-Artikel etwas oberflächlich, aber es ist schön, dass das Thema an so prominenter Stelle mal zum Sprache kommt. In den USA nimmt diese Sache schon sehr absurde Züge an...

Ist nicht direkt zum gleichen Thema (nur dass einige der Bücher auch schon zu den "banned books" zählten), aber hier ist ein recht interessanter Artikel über missverstandene Bücher: http://www.cracked.com/article_18787_6-books-everyone-including-your-english-teacher-got-wrong.html
Mustrum schrieb am 27.09.2011 um 20:19:
Ich gebe dir recht Bat.
Jedoch fürchte ich, dass es zu solchen thematischen Ausstellungen nicht kommen wird...

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